LITURGY SPECIFIC ART
Wie verändert sich Kunst, wenn sie in einer Kirche angeschaut wird? Wandelt sich auch der Kirchenraum, wenn er zum Ort einer künstlerischen Performance wird? Wird eine Kirche zeitweise nicht nur zum Ort für Gegenwartskunst sondern auch zu ihrem Material, entsteht eine Verbindung, die wir Liturgy Specific Art (LSA) nennen. LSA lädt Künstler*in, Liturg*in, Gäste und Gemeinde zum Experiment ein. Sie arbeiten an einer dynamischen Form die den Vollzug betont, das Ereignis, nicht das Ergebnis. LSA greift dabei die Idee ortsspezifischer Kunst (site specific art) auf und erweitert sie um performative Interventionen: Die Religionsperformance des Gottesdienstes verschränkt sich mit künstlerischen Performances. Diese künstlerischen und liturgischen Aktionen werden miteinander entwickelt. Sie beziehen sich in jedem LSA auf neue Weise aufeinander, verlaufen gemeinsam oder nebeneinander, entwickeln Verbindungen, Kontraste oder Spannungen. „Die Vorbereitung mit (der Liturgin) Katharina Scholl war ein Miteinander und manchmal auch ein bisschen gegeneinander. Es war ein Konkurrieren und gleichzeitig ein aufeinander Aufbauen“, sagt die Künstlerin Dorothea Seror (LSA „Pein“, 2013). Für Künstler*innen bedeutet ein LSA, sich in einem religiös determinierten Raum auf gottesdienstliche Abläufe und ein neues Publikum einzulassen. Dadurch steht ihre Kunst in einem neuen Deutungsrahmen, den sie aufgreifen und transformieren. „Die Gottesdienste entwickeln sich anders, lebendig, dynamisch, riskant, wenn Künstler*innen beteiligt sind. Liturgie wird zum offenen Spiel mit den Möglichkeiten der ästhetischen und der religiösen Daseinsweitung, sehr oft beglückend, mitunter aber auch ziemlich irritierend“, sagt dazu der Liturg Thomas Erne (2020).